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Neue Wege als Chance: Wie neue Wege uns verändern, so dass wir Sicherheit gewinnen, die hilfreich ist.
Veränderung: Unsere Überzeugungen
Neue Wege durch Ehrlichkeit: Warum und wie wir Psychotherapie, Traumatherapie und Beratung auf Wunsch mit christliche Seelsorge verbinden und wo wir unsere Grenzen sehen.
Veränderung: Eigenverantwortung

Neue Wege durch Verantwortung: Warum die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung entscheidend ist und wie wir unsere eigene Verantwortung als Christen und Therapeuten sehen.

Der Goldsucher - wie Veränderung geschieht

Vor langer Zeit arbeitete ein Goldsucher schon seit vielen Jahren an dem selben Fluss. Den ganz großen Fund hatte er nie gemacht. Aber er konnte es sich leisten, jeden Abend in einem Gasthaus zu essen und zu übernachten. Er kannte nur diesen einen Ort. Und so ging er jeden Abend nach getaner Arbeit dorthin.Dort war es trostlos und dunkel. Und der Goldsucher musste aufpassen, dass er nicht überfallen wurde. Das Gasthaus war teuer und schmutzig, das Essen schlecht und der Wirt unfreundlich, die Betten hart und die Nächte über der Schänke laut. Dennoch: Es war besser, als alleine in der Wildnis zu übernachten. Und der tägliche Weg war breit und ausgetreten und bequem zu gehen.

Der Goldsucher auf dem Weg der VeränderungEinmal traf der Goldsucher einen Wanderer. Der erzählte ihm, dass es in gleicher Entfernung einen anderen Ort gäbe: Hell, freundlich, sicher, mit einem guten Gasthaus und einem netten Wirt. Er müsse nur nach etwa 10 Minuten den breiten Weg verlassen und sich in der Wildnis durch Dornen und Brenn-Nesseln den Weg bahnen und immer in Richtung des Sonnenaufgangs gehen.Der Goldsucher hörte es und nahm sich fest vor, den neuen Weg zu gehen. Jeden Abend, wenn er nach der harten Arbeit im Fluss sein Nachtquartier aufsuchen wollte, kam er an die Stelle, wo er abzweigen sollte. Er sah die Brenn-Nesseln und die Dornen, die Steine und das Gestrüpp – überlegte einige Minuten – und ging auf dem breiten Weg in sein düsteres Quartier, wo er kaum schlafen konnte, weil es so laut war.

Eines Tages war er dann doch vor Erschöpfung tief eingeschlafen. So gelang es einem Dieb, unbemerkt einen Beutel mit Goldkörnern unter dem Kopfkissen zu stehlen. Wutentbrannt stapfte der Goldsucher am nächsten Morgen an den Fluss, um Gold zu waschen.Auf dem Heimweg blieb er lange an der Abzweigung stehen. Schließlich machte er sich auf den Weg durch das Gestrüpp. Die Brenn-Nesseln brannten, die Dornen stachen und es war eine harte Arbeit, sich durch hohes Gras, durch Gestrüpp und Gebüsch einen Weg zu bahnen. Dennoch erreichte er irgendwann das unbekannte Dorf – und fand alles so, wie es der Wanderer beschrieben hatte.Endlich konnte er sich einmal abends sicher fühlen, gut essen, mit netten Menschen reden und in einem bequemen Bett sicher schlafen – und das alles zu einem viel günstigeren Preis. Am nächsten Morgen ging er wieder zur Arbeit und spürte, wie viel Kraft ihm die neue Unterkunft gab.

Am folgenden Abend machte er sich wieder auf in das neue Dorf. Ein paar Dornen hatte er schon am Vortag heruntergetreten, einzelne alte Äste auf dem Boden beiseite geschoben – und so ging es schon ein wenig besser. Einige Tage ging es so weiter. Und es wurde Abend für Abend leichter und leichter.

Doch dann kam nach einiger Zeit gegen Abend ein Gewitter auf. Der Goldsucher hetzte sich ab, um in Sicherheit zu kommen, rannte in seiner Not an dem Abzweig vorbei und übernachtete wieder in jener düsteren Absteige, die er so gut kannte und die er eigentlich nie wieder besuchen wollte. Es kamen Tage mit stürmischem und regnerischen Wetter und düsterem Abendlicht. Und weil er den neuen Weg nicht auf die Schnelle fand, ging er wieder regelmäßig dahin, wohin er nie wieder wollte. Nach einigen Wochen wurde das Wetter schließlich wieder besser. Er bemerkte, dass der kleine Trampelpfad, den er in den guten Tagen ausgetreten hatte, nun schon wieder ein wenig zugewachsen war. Und die alten Wunden aus dem Dickicht schmerzten noch immer.

Dennoch versuchte er es erneut und fand zurück zu dem freundlichen Nachtquartier, das für ihn mehr und mehr ein Zuhause wurde.So wechselte er längere Zeit zwischen den beiden Orten – je nach Wetter, je nach Müdigkeit, je nach Lebensmut. Doch je öfter er den Trampelpfad ging, um so breiter und angenehmer wurde dieser. Und eines Tages stellte er fest, dass er schon monatelang nicht mehr am düsteren Ort gewesen war.

Und er schaute auf seine Beine und seine Arme, die keinen einzigen Kratzer mehr hatten.

Jörg Beyer

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